Achgut: Eine starke oder nur eine rechte eigene Meinung?

Lesedauer: 2 min | Von: Estelle Stangier

Seit 2004 erscheint unter der URL achgut.com ein tägliches Online-Autorentagebuch unter der Bezeichnung „Achse des Guten“. Der Titel greift ein Bild auf, mit dem der vormalige US-Präsident George W. Bush die vermeintlichen Bösewichte im Nahen und Mittleren Osten als „Achse des Bösen“ bezeichnete.

Die Journalisten Henryk M. Broder, Dirk Maxeiner und Michael Miersch gründeten den Blog eigenen Angaben zufolge als „Raum für unabhängiges Denken.“ Die jeweils freien Autoren würden die wirtschaftliche Freiheit lieben und schätzten die Werte der Aufklärung. Dabei verorte sich der Blog jenseits des „Rechts-Links-Schemas“ und verzichte auf den Filter der Political Correctness. Damit solle die „Schweigespirale“ im politischen Diskurs durchbrochen werden, so die Hoffnung

Achgut: Jenseits von Rechts und Links?

Das Modell der Gegenöffentlichkeit bei Achgut im Lichte der Konkurrenz:

  • Nach Meinung der Taz2005: Liberale Gegenöffentlichkeit im Internet
  • BZ 2009: Einflussreichster deutscher Autorenblog mit
  • Kritik an USA-Bashing, Kapitalismus-Kritik, Klima-Hysterie, falschem Islamverständnis
  • Dennoch erkannten schon 2009/2010 kritische Journalisten in den Beiträgen von Achgut die Anliegen der US-Neokonservativen und des Antiislamismus der politischen Rechten

Die ursprüngliche Idee eines „liberalen Paralleluniversums“ konnte Mitründer Miersch 2015 ebenfalls nicht mehr erkennen. Wegen der vermeintlichen Islamophobie insbesondere von Henryk M. Broder beendete er seine Mitarbeit in der Redaktion sowie als Gesellschafter.

Ist Achtgut noch Teil des Wirtschaftsjournalismus?

Spätestens mit dem Austritt des Mit-Begründers wird die Seite in öffentlichen Debatten als

  • Teil der politischen Rechten,
  •  islamkritisch und
  • linksfeindlich beschrieben.
  • Die marktwirtschaftliche Attitüde täusche

Dennoch spricht auch die Liste der Autoren teils noch immer dafür, dass auch der klassische Wirtschaftsjournalismus noch vertreten wird.

  • Oswald Metzger, Politiker der Grünen und der CDU, ist ein ständiger Autor
  • Walter Krämer, bekannter Volkswirt und Statistiker, gilt als einer der Hauptautoren
  • Wolfgang Kubicki, Vizepräsident des Bundestages schriebe ebenso wie
  • Gabor Steingart, vormals Handelsblatt oder
  • Hans-Olaf Henkel, Industriemanager für Achgut.

Auch heute noch werden wirtschaftsliberale Themen aufgegriffen, zumal sich wirtschaftliche Fragen zur Corona-Politik oder der kommenden Klimaschutzpolitik verschärfen werden. Dennoch reißt die Kritik an der politischen Ausrichtung nicht ab.

Gerichtlich bescheinigt: Achgut mit Hetze und Falschbehauptungen

Die Kritik kulminiert in einem Urteil des OLG Dresden. Die Grünen-Politikerin Claudia Roth hatte behauptet, das Geschäftsmodell beruhe auf Hetze und Falschbehauptungen. Eine Behauptung sei „unschwer als Hetze“ einzustufen.

Fazit: Achgut lebt offenbar noch vom Ruf eines liberalen Autorenblogs. Dennoch steht die Seite stets unter dem Verdacht, einseitige Hetze zu verbreiten. Immerhin finden sich wirtschaftsliberale Themen.