Armutsrisiko private Krankenversicherung

In diesen Tagen werden sie wieder verschickt die wenig beliebten Briefe der Privaten Krankenversicherungen, in den die Versicherer ihren Kunden mitteilen, wie teuer ihr Tarif im neuen Jahr wird. Zahlreiche Kunden werden sich auf böse Überraschungen gefasst machen müssen.

Im Durchschnitt werden die privaten Krankenversicherer ihre Beiträge im Jahr 2022 um 4,1 Prozent anheben. Das entspricht in etwa der aktuellen Inflationsrate und hört sich im ersten Moment als nicht besonders dramatisch an. Doch bei zahlreichen Kunden werden die Anpassungen deutlich höher ausfallen.

Zwei beliebte Tricks

Verantwortlich dafür sind zwei beliebte Tricks der Versicherungsgesellschaften. Um neue Kunden zu locken, werden bewusst sehr niedrig kalkulierte Tarife konstruiert und anschließend besonders unter einem jungen Publikum aggressiv vermarktet. Wer zugreift und sich zunächst über den günstigen monatlichen Beitrag freut, vergisst allerdings oft, dass mit zunehmendem Alter auch die Arztbesuche häufiger und die Kosten höher werden.

In die gleiche Richtung geht ein weiterer Trick der privaten Krankenversicherer. Sie schließen Tarife für junge Neukunden. Zurück bleibt eine Altersgruppe, die nun mit den Jahren immer älter wird. Mit dem Alter steigen auch die Gesundheitskosten und mit diesen die Beiträge. So kann es leicht vorkommen, dass derartige Tarife nicht um die durchschnittlichen 4,1 Prozent sondern um zehn Prozent und mehr steigen – und das nicht einmalig, sondern Jahr für Jahr.

Der Verband der privaten Krankenversicherungsgesellschaften berichtet, dass drei Viertel der 8,7 Millionen Versicherten überhaupt nicht von einer Erhöhung betroffen sei. In einer Zeit, in der die allgemeine Inflationsrate auf sechs Prozent zu steigen droht, klingt das fast zu schön, um wahr zu sein.

Bescheidene Rente und 900 oder 1.000 Euro für die Krankenkasse?

Das verbleibende Viertel dürfte aber umso stärker zur Kasse gebeten werden, denn irgendwo müssen die durchschnittlichen 4,1 Prozent Beitragsanpassung ja schließlich herkommen. Anpassungen zwischen zehn und zwanzig Prozent sind gerade für in die Jahre gekommene Versicherte keine Seltenheit und in einzelnen Fällen liegen die Prämienanpassungen für 2022 sogar bei über 30 Prozent.

Besonders gebeutelt sind jene Versicherten, die einen Tarif abgeschlossen haben, der von der Gesellschaft von Anfang an viel zu niedrig kalkuliert wurde. Hier sind nicht nur beständige Beitragserhöhungen zu erwarten, sondern beständig besonders kräftige Anpassungen.

60 Euro Beitragsanpassung bei einem Tarif, der heute zwischen 300 und 400 Euro kostet, bedingen, falls die jährliche Anpassung in den nächsten Jahren auf Eurobasis nur gleich bleibt, in zehn Jahren Krankenversicherungsbeiträge von 900 bis 1.000 Euro. Steigen die Bezüge im Alter nicht ebenso schnell, droht der Rentenbeginn schnell zu einem Armutsbeginn zu werden.