Chipmangel könnte Daimler, VW und Co. 35 Milliarden Euro kosten

Die deutsche Wirtschaft wächst und weist derzeit Wachstumsraten auf, die das Land schon lange nicht mehr gesehen hat. Dennoch wird die Freude über den Aufschwung nach dem Abflauen der Corona-Pandemie getrübt, denn nicht alle in Deutschland profitieren vom neuen Boom.

Für das laufende Jahr erwartet die Deutsche Bundesbank einen Anstieg der wirtschaftlichen Aktivität um 3,5 Prozent. Im kommenden Jahr rechnet die Notenbank sogar mit einem Anstieg des Wirtschaftswachstums um fünf Prozent. Bei solchen Zahlen sollte man eigentlich erwarten, dass Deutschlands stärkster Wirtschaftszweig, die Automobilindustrie, mit von der Partie ist und die Aufwärtsbewegung vielleicht sogar anführt.

Doch das Gegenteil ist der Fall. Die deutschen Automobilhersteller sind nicht Vorreiter, sondern derzeit wider Willen eher ein Bremsklotz für das Wirtschaftswachstum. Der Grund sind die fehlenden Chips. Vom Mangel an Halbleitern scheint die Autoindustrie in Deutschland derzeit am stärksten betroffen zu sein.

Halbleiter- und Batteriezellenknappheit werden bis 2030 belasten

Während andere Industriezweige aufgrund der Nachholeffekte der Corona-Pandemie derzeit einen starken Anstieg ihrer Produktion verzeichnen, dürften beim Fahrzeugbau die Produktionszahlen in diesem Jahr eher rückläufig sein. Dadurch könnte das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorkrisenniveau von 2019 um ein Prozent sinken.

Hochgerechnet könnten die Einbußen für die deutsche Automobilindustrie damit bei 35 Milliarden Euro liegen. Für Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in Duisburg stellen die aktuellen Halbleiterprobleme allerdings nur einen Teil der großen Herausforderung dar, vor der die Automobilindustrie in diesem Jahrzehnt stehen wird.

Der Halbleitermangel wird die Industrie als strukturelles Problem auch im nächsten Jahr noch belasten, sodass erst ab 2023 mit einer Entspannung der Lage zu rechnen ist. Im Jahr 2026 rechnet der Autoexperte damit, dass weltweit eine Nachfrage nach 90 Millionen Fahrzeugen bestehen wird. Liefern können wird die Industrie zu diesem Zeitpunkt aber nur 85,6 Millionen Autos, weil Batteriezellen für die Elektrofahrzeuge fehlen werden.

Für den Kunden bedeuten die jetzt schon absehbaren Fertigungsprobleme höhere Preise und längere Lieferzeiten. Ferdinand Dudenhöffer rechnet deshalb damit, dass in diesem Jahrzehnt nicht mehr die Kunden, sondern Halbleiter und Batteriezellen die Könige der Automobilbranche sein werden.