Kobalt im Kongo: Warum Schweizer und Chinesen plötzlich kooperieren

Mögen sich der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore und das chinesische Pendant die China Molybdeum Company? Nun, wenn es darum geht, sich irgendwo auf der Welt interessante Bergbauprojekte zu sichern, dann eher nicht, denn beide sind erbitterte Konkurrenten. Sie wissen, dass nur einer den Zuschlag erhalten wird und im schlimmsten Fall, wenn ein Dritter sich das Projekt angelt, werden sie beide leer ausgehen.

Doch ungeachtet aller Konkurrenz können und wollen beide Unternehmen auch gut zusammenarbeiten. Dies vor allem dann, wenn es darum geht, die Demokratische Republik Kongo als Bergbaustandort zu promoten und ihren schlechten Ruf bei den Investoren und den ausländischen Rohstoffkunden zu verbessern.

So betreiben bei Unternehmen nicht weit von einander entfernt im Kongo zwei große Minen. Die Tenke-Fungurume-Kobaltmine wird von der China Molybdeum Company betrieben, die rund 50 Kilometer entfernte Mutanda-Kobalt-Mine gehört Glencore. Ihre Produktion wurde im Jahr 2019 eingestellt. Wartungsarbeiten wurden als der offizielle Grund angegeben. Doch es ist anzunehmen, dass auch der damals sehr niedrige Kobaltpreis mit zu dieser Entscheidung beigetragen hat.

Neues Erz wurde seitdem zwar nicht gefördert, doch aus den bereits abgebauten Erzen wurden Kupfer und Kobalt gewonnen. Geplant ist, dass der Kobaltabbau im nächsten Jahr wieder auf das normale Produktionsniveau ansteigen soll. Außer der Mutanda-Mine betreibt Glencore im Kongo auch noch die Katanga-Mine. In ihr werden ebenfalls Kupfer und Kobalt gefördert.

Glencore nutzt die geopolitische Gunst der Stunde

Aktuell spielt die Geopolitik Glencore in die Karten, denn in den Hauptstädten des Westens ist nicht verborgen geblieben, dass Glencore nahezu das einzige westliche Unternehmen ist, dass noch Zugang zu Kupfer und Kobalt im Kongo hat. Glencore nutzt diesen Rückenwind zum Marketing in eigener Sache.

Man hat deshalb Vertreter von möglichen Abnehmern eingeladen, die Minen im Kongo vor Ort zu besichtigen und betont dabei, dass diese nach den gleichen Standards betrieben werden wie Abbaustätten in Australien oder anderen Teilen der Welt. Dennoch lastet auch weiterhin ein Schatten auf den Minen des Landes.

Glencore hat sie über den israelischen Geschäftsmann Dan Gertler erworben. Ihm werfen die USA Korruption und dunkle Geschäfte zum Nachteil des kongolesischen Staats vor. Dessen Regierung hat sich mit Dan Gertler kürzlich darauf geeinigt, dass der Geschäftsmann alle verbliebenen Bergbau- und Förderlizenzen im Land für 260 Millionen US-Dollar an die Regierung in Kinshasa zurückgibt.

Auch Glencore selbst hat sich mit der Regierung verständigt. Die Förderlizenz für die Mutanda-Mine wurde um 15 Jahre verlängert. Bedingung dafür war jedoch, dass der Staatskonzern Gécamines einen Anteil von fünf Prozent an der Mine hält. Nun hofft Glencore auch Kunden wie BMW überzeugen zu können, die bislang darauf bestehen, von Glencore nur mit Kobalt beliefert zu werden, das in Australien gefördert wird.