Meinung der Woche: Wir belügen uns selbst und fühlen uns gut dabei!

Angeblich leben wir im besten Deutschland, das es je gegeben hat. Man darf nur nicht hinter den Vorhang oder unter den Teppich schauen, also genau dorthin, wo wir unsere wahren Probleme versteckt haben. Tut man dies doch, wird schnell deutlich, dass wir uns mit Märchen und Milchmädchenrechnungen belügen.

Ein Beispiel gefällig? Mit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine bemühte sich die Bundesrepublik, von russischen Gaslieferungen unabhängiger zu werden. Ist dies gelungen? Nur dann, wenn man die einen Statistiken noch beachtet, aber die anderen nicht mehr ansieht.

In der Tat importiert Deutschland heute sehr viel weniger Pipelinegas aus Russland. Das sieht auf den ersten Blick nach einer erfolgreichen Ablösung von Energieeinfuhren aus Russland aus. Auf den zweiten Blick wirkt diese Krisenmaßnahme allerdings alles andere als erfolgreich.

Die Zeche zahlen wieder einmal die Verbraucher

Denn während die Gasexporte aus Russland per Pipeline zurückgingen, stiegen die Flüssiggasexporte aus Putins Reich um 46 Prozent an. Dazu importieren wir auch LNG Gas aus anderen Ländern, die selbst keine Gasproduzenten sind, dieses Gas aber günstig aus Russland beziehen und es dann freundlicherweise mit einem gewissen Aufschlag teurer an uns weiter verkaufen.

Wäre Deutschland ein aufgewecktes Land, müsste sofort die Frage diskutiert werden, welchen Sinn es machen soll, auf den Bezug von preiswerten russischen Pipelinegas zu verzichten und dafür sehr viel teureres russisches Flüssiggas zu importieren. Vor allem müsste bei diesen Diskussionen deutlich herausgearbeitet werden, welchen Vorteil die Ukraine davon haben soll, wenn wir höhere Gaspreise an Russland bezahlen.

Entscheidend ist auch, wer diesen Mehrpreis bezahlt. Gezahlt wird er von den privaten Verbrauchern und von der deutschen Industrie. Letztere stimmt bereits mit den Füßen ab und macht sich daran, Deutschland zu verlassen. Diese langfristigen Folgekosten sind in der aktuellen Kostenrechnung noch gar nicht enthalten. Wobei wir durchaus davon ausgehen können, dass diese Kosten besonders hoch sein werden.