Müllberge aus Schweinen als Folge des Brexits

Seit dem Brexit hat Großbritannien ein Facharbeiterproblem. Das Land kämpft nicht nur leeren Supermarktregalen, weil Fahrer für die Lastwagen fehlen. Inzwischen gibt es auch Müllberge aus Schweinen, die hätten verhindert werden können, wenn in den Schlachthöfen genügend Personal zur Verfügung stehen würde.

Vor dem Brexit zählten die britischen Schlachtbetriebe rund 95.000 Beschäftigte. Etwa zwei Drittel der Mitarbeiter stammten aus dem Ausland, die meisten von ihnen aus der Europäischen Union. Viele von ihnen haben dem Land in der Zwischenzeit den Rücken zugekehrt, ohne dass ihre Stellen durch neue Mitarbeiter besetzt werden konnten.

In der Branche wird der Mangel an Facharbeitern derzeit auf fast 15.000 geschätzt. Doch nicht allein auf den Schlachthöfen gibt es zu wenig Personal. Der gesamten britische Schweinezucht fehlt Personal. Das hat dazu geführt, dass in den vergangenen Wochen bereits 30.000 Schweine notgeschlachtet werden mussten.

Schnell entspannen wird sich die Lage nicht

Diese Zahl dürfte allerdings kaum die volle Wahrheit sein, denn längst nicht alle betroffenen Höfe melden dem Branchenverband National Pig Asscociation (NPA) die Höhe ihrer Notschlachtungen. Zoe Davies, die Geschäftsführerin des Verbands erklärte bereits, die britische Schweinezucht stehe vor dem Kollaps, denn der Mangel an Fachkräften sei so groß, dass längst nicht mehr alle Schweine verarbeitet werden könnten, die bereits auf den Schlachthöfen angekommen sind.

Eine Entspannung der Situation ist kurzfristig nicht möglich, denn die neuen Einwanderungsbestimmungen auf der Insel sind so streng, dass sie den Zuzug für diese Berufsgruppe nahezu unmöglich machen. Zwar hat die Regierung nach langem Zögern im Oktober eingelenkt und 800 Arbeitsvisa bewilligt, doch diese sind zudem nur auf sechs Monate begrenzt. Beworben haben sich anschließend 50 Interessenten, erklärte die National Pig Asscociation. Eingereist sei von ihnen letztlich aber niemand.

Da die Bauern nicht einfach mehr Schweine auf ihren Höfen halten können, ohne die Bestimmungen zur artgerechten Tierhaltung zu verletzen, steigt mit jedem neugeborenen Ferkel der Zwang zur Notschlachtung direkt auf dem Hof. Das so gewonnene Fleisch entspricht aber nicht den Lebensmittelvorgaben und landet deshalb auf dem Müll.