Strategie und Gegenstrategie: So wollen die USA den Informationskrieg um die Ukraine gewinnen

Es ist ungewöhnlich, dass im Umfeld außenpolitischer Spannungen, die sogar so groß sind, dass sie einen Krieg nach sich ziehen könnten, konkrete Daten genannt werden. Doch genau dies ist in den vergangenen Wochen geschehen. So erfuhr auch die breite Öffentlichkeit, dass die westlichen Geheimdienste für den 16. Februar mit einem russischen Angriff rechneten.

Dass derart sensible Information vorab an die Öffentlichkeit gelangen, ist nicht nur ungewöhnlich. Es ist auch gewollt, denn auf diese Art und Weise versuchte die Regierung in Washington, den Informationskrieg für sich zu gewinnen. Von Otto von Bismarck ist überliefert, dass in einem Krieg die Wahrheit immer das erste Opfer sei.

Wobei man darüber streiten kann, ob die Wahrheit erst mit dem ersten Schuss, der fällt, zum Opfer wird oder schon zuvor auf dem Altar der militärischen und politischen Vorteile geopfert wird. Deshalb tut man gut daran, die Aussagen beider Seiten immer wieder auf die Goldwaage zu legen und sie keineswegs von vornherein als wahr anzusehen.

Offenheit contra Desinformation

Im Jahr 2014, bevor Russland die Krim besetzte, wurde die ukrainische Regierung in der russischen Propaganda nicht nur als eine faschistische Junta beschimpft, sondern Moskau setzte auch die Behauptung in die Welt, die auf der Krim lebende russischsprachige Bevölkerung sei akut bedroht und müsse vor den Übergriffen ukrainischer Nationalisten geschützt werden.

Da die russischen Staatsmedien derzeit wieder den Eindruck vermitteln, als würden hochgerüstete ukrainische Nationalisten an der Grenze nur darauf warten, auf russisches Gebiet vorstoßen und dort Unheil anrichten zu können, kann die Nennung wichtiger militärischer Informationen durchaus als ein Versuch der US-Regierung gewertet werden, der russischen Propaganda frühzeitig das Fundament zu zerstören.

Die hinter einem solchen Vorgehen stehende Strategie ist relativ einfach: Gewinnen die USA den Informationskrieg im Vorfeld, hat die russische Regierung Probleme, ein offensives Vorgehen sowohl im Inland wie im Ausland zu rechtfertigen. Das könnte sie davon abhalten, einen heißen Krieg zu beginnen. Ob die Strategie aufgegangen ist, wird man vermutlich in einigen Wochen entscheiden können.